Alles gar nicht so schlimm

Indien ist das Land, vordem ich bei meiner Planung der Reise am meisten Schieß, naja, sagen wir lieber, Respekt hatte. Von den vielen negativen Dingen, die mir berichtet wurden, habe ich mich sehr einschüchtern lassen. In Delhi angekommen wurde ich von einem Hitzeschwall mit ganzen 45 Grad begrüßt und glücklicherweise vom Hosteltaxi abgeholt, somit erstmal vom falschen mit den Taxifahrern verschont geblieben. Immer noch mit den Schockgeschichten im Kopf habe ich mich nicht getraut die Gegend zu erkunden. Nichtsdestotrotz kann ich ja nicht die ganze Zeit, bis die 14-tägige Tour anfängt, mich im Hostel verstecken. Also Zähne zusammenbeißen und ab in die Wildnis.

Die Straßen sind total verstaubt/verschmutzt aber eine 1A-Subway. Richtig sauber, klimatisier aber wie kalt und top Ausschilderung. Hab mich gewundert warum ich die einzige Frau im Zug war, bis ich entdeckt hab, dass es ein eigenes Frauenabteil gibt.

Da mir einige kleine Dinge, die ich an der Seite des Rücksackes verstaut habe am Flughafen gestohlen/irgendwie abhanden gekommen waren, war ich auf der Suche nach beispielsweise einem neuen Schloss. Hatte Menschenmassen erwartet aber so überlaufen war die Innenstadt gar nicht. Bin ein bisschen rumgelaufen und hab wohl schon wieder so verwirrt ausgeschaut, dass mich ein netter Inder angesprochen hat ob ich nach was suche. Er hat mir mit einigen Dingen geholfen und ich habe gleich mal die Gelegenheit ausgenutzt um mir zeigen zu lassen wo man gutes indische Essen bekommt. So hatte ich gleich am ersten Tag scharfes Hühnchen (viele haben ja gesagt, bloß kein Fleisch essen) mit Reis, sau lecker. Im Anschluss zum Schneider um traditionelle Kleidung anfertigen zu lassen und on Top ab ins Kino einen Bollywood Film angeschaut. Volles Programm also, rundum ein schöner Tag und die Ängste und Bedenken schon beiseite geschoben.

 

Hatte noch 1 Tag um Delhi auf eigene Faust zu besichtigen bevor die gebuchte Indien Tour von Delhi nach Goa beginnt. Aufgrund er Erzählungen hatte ich es für weise erachtet lieber mal in einer geschützten Gruppe durch Indien zu reisen damit ich eine Ahnung davon bekomm wie hier das Geschäft läuft.

Die Gruppe bestand aus 15 Leuten. Durchschnittsalter so Anfang/Mitte Zwanzig überwiegend Engländer. Sich in einer Gruppe, nach 2 Monaten allein on the road wiederzufinden ist mir nicht leicht gefallen. Es ist schwierig mit Menschen zu reisen, die nur für kurze Zeit unterwegs sind und kaum darauf achten wie viel sie ausgeben. Man wird in Indien als Tourist schon ganz schön ausgenommen, aber wenn man bedenkt wie viel Geld es umgerechtet ist, dann ist das wirklich kein Vermögen. Dennoch habe ich mich dabei erwischt wie ich mich wegen Centbeträgen mit den Indien angelegt habe. Meiner Meinung nach gehört das einfach dazu aber andererseits fließt es schon nicht den falschen Leuten zu. Dennoch war ich nicht gewillt den Preis hinzunehmen, der einem genannt wird. Dem Inder ein Inder sein. So hatte ich viele Probleme mit der Gruppe, da die alles gezahlt haben was man Ihnen gesagt hat mit dem Kommentar das alles doch so cheap sei. Dennoch hatten wir viel Spaß zusammen und konnten viel von Indien, mit einem rasanten Tempo, sehen. Waren in Agra, Jaipur, Udaipur, Pushkar, Mumbai und Goa. Hier eine Auswahl der Städte zu denen ich was zu sagen habe.

 

Vom Taj Mahal in Agra war ich etwas enttäuscht. Außen hui, innen pfui. Da ist das Little Taj viel netter und älter. Mehr gib es leider zu Agra nicht zu sagen, obwohl es die meistbesuchte Stadt Indiens ist.

 

Udaipur hat mir sehr gut gefallen, da man viele Möglichkeiten hat sich handwerklich auszutoben. Allgemein scheint mir, dass jeder in dieser Stadt etwas Wundervolles mit seinen Händen gestalten kann. Inspiriert von den Handwerkern habe ich mich auch gewagt meine künstlerischen Fähigkeiten auszuprobieren. Leider bin ich daran gescheitert, dass ich keine Geduld aufbringen könnte 5 Stunden an einem Elefantenbild zu arbeiten. Hätte sich aber echt gelohnt. Geduld ist eben eine Tugend die ich NOCH nicht besitze.

 

Palolem (Goa)

Die Tour endete in Goa an einem nicht so schönen Ort und ich muss sagen so nett und bequem es auch war, nach 2 Wochen mit einer Gruppe hat man doch genug von der ganzen Abstimmerei und ist froh wieder einigermaßen flexibel reisen zu können. Ganz allein bin ich nicht weitergereist. Mit 3 weiteren aus der Gruppe haben wir uns Richtung Süden aufgemacht. Dort angekommen war ich so von der Gegend begeistert, das ich das Gefühl hatte so muss es im Paradies sein. Ein Strand umzäunt von Palmen, Booten und Strandhütten. Mein Gott ! Und das Essen, so gut, so viel Seafood wie man nur fassen konnte. In einer Hütte direkt am Strand übernachtet, tolles Essen vor der Tür und den ganzen Tag einfach nix tun, so lässt es sich leben. Das Gefährliche daran ist, von diesem Ort will man nicht mehr weg und auch wenn man bleibt kann man sich einfach nicht aufraffen auch nur einen Schritt zu machen. Einem bleibt nichts anderes übrig als FAUL zu sein. Toll, oder ?

 

MENSCHEN

Andere Kultur andere Sitten. Die Menschen hier glauben an so viele Götter und tuten, in meinen Augen, so viele seltsame Sache, wie z.B. sich kilometerlang den Berg senkrecht mit dem Körper runterrollen als Hingabe für etwas worum sie betten.

Ich werde von den Indern nicht so wahrgenommen, da ich so braun geworden bin und aussehe wie die Inder aus dem Norden und lange Kleidung trage. Ich wurde gefragt, ob ich den nicht schwitze in den langen Klamotten. Aber natürlich, zeig mir jemanden, der bei 40 Grad nicht schwitzt. Aber lieber so als angestarrt zu werden. Am schlimmsten hat es meine schwedischen Mitreisenden getroffen. Weiß nicht ob es Ihnen besser ergangen wäre wenn sie sich an die „Kleiderordnung“ gehalten hätten und keine Hotpant und Tanktop getragen hätten. Die Männer bleiben wirklich ohne jegliches Taktgefühl stehen und starren bis man weggeht. Bis auf diese Unannehmlichkeiten sind sie zu Touristen freundlich und vogelwild drauf ein Foto mit den „weißen Mädels“ machen zu dürfen. Im Gegenzug lassen sie sich auch sehr gerne von Touristen fotografieren was mir sehr entgegen kam. Seht selbst.

TRANSPORTMITTEL

Flugzeug (Inlandsflug Mumbai-Goa): Die Flughäfen sind sehr sauber und mit den Westlichen vergleichbar. Man sollte nur keine Dinge, wie Plastikblume oder Flaggen, sichtbar anbringen. Es wird einfach alles abgeschnitten und eingesteckt. Ach Dinge im Rucksack können manchmal abhanden kommen. Aber sonst läuft alles wie an allen anderen Flughäfen auch.

Zug: Sieht sehr chaotisch aus, ist aber wirklich gut organisiert. Auf dem Zugticket stehen alle Details, die man braucht um den richtigen Zug und das richtige Abteil zu finden. Jedes Bahngleis ist nach dem Zugabteil gegliedert, sodass man schon an der richtigen Stelle steht bevor der Zug kommt. Man muss dann nur noch die Sitzplatznummer im Zug suchen. Solang man das nicht rausgefunden hat und durch den ganzen Zug laufen muss, ist es kein Wunder, dass man schnell die Lust verliert durch Indien zu reisen. Die Züge sind recht komfortabel, ja vergleichbar mit unseren natürlich nicht, sogar in der Sleeper-Class. Muss zugeben, dass ich die Sleeper-Class bevorzuge, erstens vielllllll günstiger und zweitens ist mir in der AC-Class aufgrund Aircondition viel zu kalt. Das kann ich jetzt beurteilen nachdem ich in jeder Class gefahren bin.

Taxi: Versuche dieses Beförderungsmittel zu vermeiden, da mir die Taxifahrer einfach ungeheuer sind. Bestimmt nicht alle aber irgendwie komischer Schlag Mensch. Nennen unverschämte Preise und hätten mich beinahe zum weinen gebracht.

Autorikscha: Die beste Möglichkeit sich auf den Straßen von Indien fortzubewegen. Gut belüftet auch wenn einem nur heiße Luft entgegenkommt aber besser als kein Wind.

Fahrrad-Rikscha: Mein Favorit aber für weite Instanzen nicht geeignet. Das sind die nettesten und teilweise lustigsten Menschen. Ein älterer Fahrer hat uns mit folgenden Satz überzeugt mit ihm zu fahren. My Rikscha is a fancy on…

Indiens Straßen: Hab zum Glück von den Discobesuchen kein Tinnitus bekommen aber hier ist man echt durch die Huberei sehr gefährdet. Auch fahren die hier wie die Verrückten, aber anscheinend wissen sie was sie tut. So wie die Inder fahren müsste an jeder Straßenecke ein Unfall sein aber jeder hat in diesem Chaos seine Ordnung.

UMGEBUNG

Es ist alles leider sehr schmutzig und das Umweltbewusstsein der Menschen nicht ausgeprägt. Ok, nur weil wir unseren Müll in andere Länder abschieben, sollten wir nicht mit dem Finger auf andere zeigen.

Was zum Essen findet man auch nur schwer. Auf den Straßen bekommt man nur Snacks. Um was Vollwertiges zu erhalten muss man ein Restaurant aufsuchen, was nicht einfach ist, da nicht an jeder Straße eines zufinden ist. Demzufolge habe ich, wie alle anderen auch, an Gewicht verloren, obwohl ich alles ausprobiert habe was die kulinarische Küche zu bieten hat.

Tempeln findet man in Indien wie Sand am Meer. Schön anzusehen aber noch einer Weile verliert man die Begeisterung dafür.

Die Hotels/Hostel/Gasthäuser in denen ich residiert habe waren alle für ihre Verhältnisse sauber und die Toiletten hinnehmbar. Kam nur selten vor, dass ich eine Toilette gar nicht betreten konnte, individuell je nach Schmerzgrenze des Einzelnen.  Auch habe ich meine Zähne mit Leitungswasser gewaschen. Bis jetzt noch keine Beschwerden.

Gewiss Indien ist anstrengen und nicht einfach, für Europäer erst recht nicht, da wir einfach was anderes gewöhnt sind. Die Dinge laufen manchmal nicht so glatt aber für die Erfahrungen, die man hier mach, jedenfalls eine Reise wert. Kulturschock triffst schon haargenau. Die Kopfbewegung kommt auch automatisch. Wenn mir was gefällt oder nicht gefällt schüttle ich jetzt auch schon mit dem Kopf.

Namaste

Hanh

P.S. Varanasi bekommt einen eigenen Blog, sonst wird es Euch zu viel für einen Blog. (Stelle alle Photos auf Facebook ein, ist einfacher und geht schneller. Für das ist Facebook gut aber sonst bin ich kein Fan).

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5 Antworten zu Alles gar nicht so schlimm

  1. Vani schreibt:

    Schön wieder von dir zu hören… So hab ich mir aber Indien vorgestellt…. 😀

  2. Lena Welter schreibt:

    Ach, das ist so schön von dir zu hören bzw. lesen:-) Habe immer wieder auf deinen Blog nachgeschaut ob es wieder „News“ gibt…Ich freue mich jedesmal wenn ich deine spannenden Berichte lese, und die sind immer so toll geschrieben! Echt schön:-)
    Indien ist echt krass – ich glaub dich kann jetzt echt nichts mehr schocken;-)
    Ich würde an deiner Stelle auch die Taxifahrer meiden – die versuchen echt einen oft abzuzocken – finde ich echt schlimm! Ist Andi und mir in Urlauben auch schon so ergangen, ärgerlich sowas…Mit deiner Kamera in der Türkei ist doof gelaufen – aber absolut nicht so schlimm – so wie die Xuan auch bereits geschrieben hat – die Materiellen Dinge kann man ja immer nach kaufen – Hauptsache dir geht es gut:-) Und das ist das allerwichtigste!
    Bussal,
    Lena

  3. Lola schreibt:

    Hi Hahn,
    endlich wieder ein Lebenszeichen von Dir! Du siehst gut aus!!!
    Alles Liebe! Bleib` behütet,
    Lola 🙂

  4. victoria schreibt:

    Hallo chi 2,
    Hört sich eigentlich toll an die Weltreise.
    Können wir uns mal wieder in Skyoe treffen?
    Deine Schwester Hanna.

  5. Lola schreibt:

    Hallo liebe Hanh,
    was treibst Du so? Hoffe es geht Dir gut?! Ich zähle nun langsam die Wochen; noch 2 Monate und ich fange wieder an zu arbeiten. Kannst Du Dir das vorstellen? Phil. ist dann schon 1 Jahr alt…
    Und Du bist jetzt auch schon so lange unterwegs.
    Wir vermissen Dich!
    Sonntag ist wieder Gemeindetag/Taufe am Starnberger See. Freunde aus unserem HK lassen sich auch taufen. Wir freuen uns sehr. Schade, dass Du dieses Jahr nicht da bist!
    Herzliche Grüße aus der Heimat von
    Lola

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